Name: Burkhard Freitag
Alter: 50
Mannschaft: B-Junioren
Lieblingsverein: Borussia Dortmund
Schuhgröße: 44 2/3
SC Hennen: Hallo Burkhard, kurz vor Saisonstart haben wir es endlich geschafft, uns zusammenzusetzen. Du gehst jetzt ins zweite Jahr beim SC Hennen. Wie lange bist Du schon im Trainergeschäft?
Burkhard: Ich trainiere jetzt seit 2011, in 2014 habe ich dann meine erste Trainerlizenz erworben. Und in Hennen bin ich, wie Du richtig gesagt hast, seit der Saison 19/20. Letztes Jahr habe ich hier ja die C-Jugend übernommen, von denen jetzt die meisten auch zu meinem B-Jugend Kader gehören.
SC Hennen: Wenn ich bei Euch mal zuschaue, seid ihr immer mit einem großen Team am Platz. Wer gehört alles dazu?
Burkhard: In der Vorbereitung, wie auch letztes Jahr hat mich Lukas Glingener als Co-Trainer unterstützt. Seit letzter Woche ist jetzt Moritz Engemann mein neuer Co-Trainer, damit Lukas sich voll auf die C-Junioren, die er ja verantwortet, konzentrieren kann. Lukas und ich werden uns aber weiterhin fachlich zur Seite stehen, auch wenn wir nicht gemeinsam auf dem Platz stehen.
Weiterhin unterstützen mich zwei lizenzierte Jungtrainer, Linus Freitag und Daniel Hoffmann, einmal pro Woche. Beide sind aktive Seniorenspieler in Holzen. Daniel und Linus streben die B-Lizenz an und möchten gerne Erfahrungen sammeln.
SC Hennen: Du legst viel Wert auf die Ausbildung, sowohl bei Dir selbst als auch bei Deinen Co-Trainern und Spielern. Was hast Du denn schon so alles gemacht?
Burkhard: Die kontinuierliche Fort- und Weiterbildung gehört meiner Meinung nach zu den wichtigsten Aufgaben eines Trainers. Final ist es die Aufgabe eines Trainers jedem Spieler ein zeitgemäßes Training anbieten zu können. Dabei ist es egal, ob es sich um Auswahlspieler oder um Spieler auf Breitensportniveau handelt. Im Rahmen meiner Stützpunkttätigkeit erhalte ich, neben einem wertvollen Feedback meiner Trainerkollegen, jährliche Fortbildungen durch den DFB auf hohem Niveau und zweimal eine Überprüfung meiner Trainertätigkeiten durch den DFB. Weiterhin nutze ich Angebote der Sportschule Kaiserau zu weiterführenden Themen wie Ernährung, Physiotherapie und Athletik. Fußballspezifische Fortbildungen zu ausgewählten Themen gehören ebenso dazu.
Zur Zeit habe ich die folgenden Lizenzen: die DFB Elite Jugend Lizenz, die B-Lizenz, C-Lizenz, eine C-Lizenz Athletik und einen Basislehrgang Torwarttraining.
Als Beispiel für Fortbildungen und Lehrgänge möchte ich Dir „Team Up! Mannschaftsführung und Teamentwicklung“ oder „Sportphysiotherapie Tipps und Tricks von Klaus Eder (Anmerkung der Red: Physiotherapeut der Deutschen Nationalmannschaft; 2017) nennen.
Neben den schon genannten Angeboten der Sportschule Kaiserau habe ich des öfteren auch die Trainerfortbildungen in der Knappenschmiede vom FC Schalke 04 besucht und nutze eigentlich jede Gelegenheit um bei DFB Kurzschulungen oder Infoabenden dabei zu sein.
Dabei ist es mir wichtig nicht nur die rein fußballspezifischen Themen immer weiter zu vertiefen, sondern auch die heute immer wichtiger werdenden weiteren Aspekte wie Ernährung, Mannschaftsführung oder Sportpsychologie zu erlernen.
SC Hennen: Wow, Du bist echt – im positiven Sinne – fußballverrückt! Und was war Dein größter Erfolg als Trainer?
Burkhard: Mit der U13 des DFB Stützpunkts Hagen, die ich im Trainerteam mittrainiert und betreut habe, sind wir 2019 Westfalenmeister geworden.
Genauso hoch bewerte ich aber, die vielen positiven Rückmeldungen von ehemaligen Spielern, die ich trainiert habe, die es in hohe und sogar höchste Ligen geschafft haben. Es freut mich immer wieder, wenn die Spielerinnen und Spieler sich nach einer gemeinsamen Zeit wieder bei mir melden und sich für die gute Förderung bedanken.
SC Hennen: Hast Du vor deiner Trainerkarriere auch selber aktiv Fußball gespielt?
Burkhard: Ja, ich war beim TuS Wandhofen und dem VfL Schwerte meistens im Mittelfeld unterwegs.
SC Hennen: Welchen Trainer würdest als Vorbild betrachten?
Christian Streich vom FC Freiburg – der macht einen unglaublichen Job – auf und neben dem Platz, dann noch Wolfgang Frank – den „Lehrmeister“ von Jürgen Klopp. Dann noch meine Trainerkollegen am DFB Stützpunkt Hagen, die mich mit Ihrer täglichen Arbeit begeistern und wertvolles Feedback geben.
SC Hennen: So, kommen wir mal zu Deiner aktuellen Mannschaft – die Saison steht vor der Tür – worauf hat Du hier in der Vorbereitung Wert gelegt.
Burkhard: Ohne Technik keine Taktik! Soll heißen, das Spielsystem ist zweitrangig. Wir wollten die technischen Grundlagen erarbeiten, um dann auch taktisch agieren zu können. Die Vorbereitung zielte genau auf diese Punkte ab. Freilaufverhalten, Passspiel, Ballan- und mitnahme waren die Schwerpunkte. Mein Ziel ist es, die Spieler, die jetzt im 2. Goldenen Lernalter sind (B-Junioren), fußballerisch auf ein höheres Niveau zu bringen. Die Fortschritte sind jetzt auch deutlich erkennbar.
SC Hennen: Bestimmt hast Du auch ein Saisonziel?
Burkhard: Die Aus- und Fortbildung steht im Vordergrund. Aber natürlich gewinne ich lieber Spiele als diese zu verlieren. Da geht es mir als Trainer noch so wie als ehemaliger Spieler. Ich möchte es mit den Jungs in die Qualifikationsrunde schaffen. Ich würde es mir von ganzem Herzen wünschen, wenn die Spieler überkreislich spielen können. Die Altjahrgänge, die nächstes Jahr in die A Jugend gehen, werden überkreislich spielen. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass die A-Jugend souverän die Bezirksliga hält. In höheren Spielklassen entwickelst du dich einfach besser. Und die Jungjahrgänge habe es sich mehr als verdient. Sie sind in der C Jugend aufgestiegen, können den verdienten Erfolg aber nicht in der aktuellen Saison genießen.
SC Hennen: Welche Eigenschaften sollten Deine Spieler mitbringen – was möchtest Du vermitteln?
Burkhard: Ganz essentiell sind Zuverlässigkeit und Verbindlichkeit – das steht im Mannschaftssport über allem! Und dann möchte ich mit Ernsthaftigkeit und Spaß trainieren. Ernsthaftigkeit und Spaß… diese Dinge schließen sich für mich nicht aus. Diese Eigenschaften lebe ich auch aktiv vor. In der zurückliegenden Zeit habe ich zum Beispiel noch kein Training ausfallen lassen. Am Humor muss ich manchmal noch arbeiten, glaube ich.
SC Hennen: Was ist das Beste am Trainerjob im Jugendbereich?
Burkhard: Wenn ich erkenne, dass die Spieler merken, dass ich Ihnen helfen möchte sich zu verbessern. Ich bin richtig stolz, wenn ehemalige Spieler auf mich zukommen und auf die gemeinsame Zeit positiv zurückblicken, weil sie sich verbessert haben und Spaß hatten auch wenn ich manchmal streng war.
SC Hennen: Wieso bist Du Jugendtrainer geworden? Bist Du den typischen Weg als Vater gegangen? Oder gab es eine andere Motivation bei Dir?
Burkhard: Ich mag den Sport! Du hast ja eben schon angemerkt, dass ich fußballverrückt bin. Mit 39 Jahren habe ich noch gespielt und teilweise in der Bezirksliga aushelfen dürfen. Für mich war klar, dass ich weiterhin dem Sport treu bleiben möchte. Da war der Weg als Trainer vorprogrammiert. Um aber der beste Trainer zu werden, der ich sein kann, habe ich zunächst sehr viel Zeit in die Aus- und Fortbildung investiert. Neben der Vereinstätigkeit darf ich noch am DFB Stützpunkt Hagen als Trainer tätig sein. Die Zeit mit den Auswahlspielern und den Trainerkollegen motiviert mich stets aufs Neue. Aber auch eine gute und intensive Trainingseinheit in Hennen motiviert mich sehr. Insbesondere die Entwicklung einiger Spieler, die ich schon in der C-Jugend in Hennen trainieren durfte, zeigt mir, dass das entsprechende Training Früchte trägt.
SC Hennen: Und wie genau sieht so ein Training dann aus – worauf legt man im „2. goldenen Lernalter“ den Schwerpunkt?
Burkhard: B-Junioren zeichnen sich durch eine bessere kraft- und geistig-kognitive Leistungsbasis aus, als die Altersstufen davor. Eine genaue Trainingssteuerung ist insbesondere in dieser Altersklasse wichtig und notwendig. Einerseits gilt es die Spieler körperlich und geistig zu fordern, andererseits aber auch nicht zu überfordern. Wir trainieren dreimal in der Woche neben dem Spieltag. Eine abgestimmte Trainingsplanung ist daher notwendig. Hilfreich ist auch die Rückmeldung der Spieler, wenn das Training zu intensiv wird.
Für die optimale Weiterentwicklung der Jungs, coache ich nicht den Übungsablauf, sondern die Spieler. Jeder Spieler soll eine Information erhalten, die ihm hilft, sich zu verbessern. Dabei setze ich vermehrt auf Spielformen. Die Spieler sollen unter Raum-, Zeit-, und Gegnerdruck Lösungen erkennen und sich dann für eine Lösung entscheiden. Aufgrund des aktuellen Leistungsstandes ist es mir erstmal wichtig, dass die Spieler in diese Situationen kommen. Mit der Zeit wird sich automatisch die Entscheidungsqualität verbessern.
SC Hennen: Bei 3 mal pro Woche Training kommt bestimmt auch einiges an Stunden zusammen…
Burkhard: Der Zeitaufwand für das Training, Spiel- und Trainingsvorbereitung liegt bei ca. 10 – 12 Stunden pro Woche. Hinzu kommen noch Einzelgespräche, wenn ich den Eindruck habe, dass ein Vieraugengespräch dem Spieler helfen kann. Zusätzlich dazu noch die Zeit die ich am Stützpunkt verbringe.
SC Hennen: Was hältst Du von der FairPlay Regelung im Jugendbereich?
Burkhard: Richtig umgesetzt, ist es eine hervorragende Regelung.
SC Hennen: Wie wichtig ist Dir die Kommunikation mit den Eltern?
Burkhard: Die Kommunikation mit den Eltern ist wichtig. Insbesondere in der Aufstiegssaison der C-Junioren (19/20), haben die Eltern enorm unterstützt, was eine Erleichterung für jeden Trainer ist. Das ist nicht selbstverständlich und habe ich auch so noch nicht erleben dürfen!
SC Hennen: Hast Du einen Trick um die Jungs zu motivieren, falls es mal nicht so läuft?
Burkhard: Ich möchte nicht mit Tricks arbeiten. Ein ehrliches Feedback wird langfristig mehr Erfolg zeigen. Lob setze ich daher nicht inflationär ein. Erhält ein Spieler ein Lob, kann dieser sicher sein, dass es sehr ernst und aus tiefster Überzeugung erfolgt ist. Aber auch Tadel gehört dazu. Ein Spieler, der kann, aber nicht will, hat bei mir einen schweren Stand. Ein Spieler, der sich anstrengt, aber „Fehler“ macht, wird meine 100%ige Unterstützung erhalten. Ich bin davon überzeugt, dass Spieler Qualität und Engagement eines Trainers mittelfristig erkennen und zu schätzen wissen.
SC Hennen: Bleibt bei Dir dann noch Zeit für andere Hobbies?
Burkhard: Natürlich – ich verbringe so viel Zeit wie möglich mit meiner Familie, lese gerne und gehe mit meinem Hund Joggen.
Das Interview führte Thomas Ketzer